Die Wahrheit des tibetischen Buddhismus

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Sexuelle Skandale der Lamas und Rinpoches

über die Dalai Lamas

Bevor der Buddhismus in Tibet eingeführt wurde, hatten die Tibetaner "Bön" als Volksglauben gehabt. Bön verehrt Geister, Gespenster und Götter, um ihren Segen zu erhalten. Bön gehört also zu lokalen Volksglauben.

Während der chinesischen Tang Dynastie, führte der tibetische König Songtsän Gampo den Buddhismus in Tibet ein und machte ihn zur Staatsreligion. Der sogenannte "Buddhismus" ist aber tantrischer Buddhismus, der sich in der Spätzeit des indischen Buddhismus ausbreitet. Der tantrische Buddhismus wird auch "linkshändigen Pfad" genannt, weil er die tantrische sexuelle Praxis macht. Um zur tibetischen Kultur zu passen, wird der tantrische Buddhismus mit "Bön" gemischt. Er wird dann noch exzessiver wegen dessen Glaubens an Geister und Gespenster.

Der tantrische Meister Atiśa lehrte die tantrische Sex heimlich. Padmasambhava lehrte sie dann aber offen. Der tibetische Buddhismus weichte nicht nur von buddhistischen Lehren ab, sondern auch von buddhistischer Form. Der tibetische Buddhismus gehört nicht zum Buddhismus und muss "Lamaismus" genannt.

   
                  ZEIT: Die Mönche kämpfen nicht für Menschenrechte, sondern vielmehr für die Interessen ihrer Klöster und für den tibetischen Nationalismus

ZEIT: Die Mönche kämpfen nicht für Menschenrechte, sondern vielmehr für die Interessen ihrer Klöster und für den tibetischen Nationalismus

 

Wenn friedliche Mönche ganz ohne jede Verbindung zu ihrem protofaschistischen Führer mit dem Lamm im Namen nicht für Nationalismus, sondern Völkerverständigung demonstrieren, dann können schon mal solche Bilder entstehen.
(Photo & Text: www.medienanalyse-international.de/tibet.html)


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DIE ZEIT, 15.05.2008 Nr. 21


Tibet als Prüfstein

Helmut Schmidt

Was wir über die Hintergründe des Konflikts mit China wissen müssen

Weil China den Tibetern »die Menschenrechte verweigert«, erlebt die westliche Welt seit acht Wochen eine Welle antichinesischer Proteste und Propaganda – vom Internet und von CNN bis zum olympischen Fackellauf und bis in einige Staatskanzleien Westeuropas. Dabei mischen sich idealistische Motive mit Antikommunismus und mit Angst vor dem aufstrebenden Konkurrenten China. Weil der jede Gewalt verurteilende Dalai Lama Sympathien auf sich zieht, übersieht man im Westen gern, dass die jüngsten Demonstrationen in Tibet, die alsbald in Gewalttaten übergegangen sind, von lamaistischen Mönchen und Klöstern ausgegangen waren. Man weiß erst recht nichts von der langen Vorgeschichte.

Tatsächlich haben weder die 1300 Millionen Einwohner Chinas noch die drei Millionen Einwohner Tibets jemals in Geschichte und Gegenwart jene Menschenrechte und jene Demokratie gekannt, welche die westlichen Kulturen seit gut zweihundertfünfzig Jahren schrittweise entfaltet haben – wir Deutschen notabene erst seit ganzen sechzig Jahren. Die chinesische Geschichte hat über Jahrtausende nur absolute Monarchie und Obrigkeitsgehorsam gekannt; und die 1949 von Mao Tse-tung errichtete kommunistische Volksrepublik hat jedenfalls keinen Wechsel der diktatorischen Regierungsform bedeutet.

Ebenso ist das kleine Bergvolk der Tibeter immer schon autokratisch regiert worden, allerdings nicht von einem Fürsten oder vom Adel, sondern von Priestern und Oberpriestern. Der Dalai Lama war als Oberpriester einer lamaistischen Sekte zugleich das weltliche Oberhaupt aller Tibeter; der Pantschen Lama als Oberpriester einer anderen Sekte hatte jedoch einen höheren klerikalen Rang. Noch am Ende des Zweiten Weltkriegs war Tibet eine Theokratie – ähnlich wie ehedem der Kirchenstaat oder wie heutzutage Iran.

Bereits im 13. Jahrhundert hat der Mongole Kublai Khan als Kaiser von China zugleich die politische Oberherrschaft über Tibet ausgeübt. Es hat im Laufe von Jahrhunderten sowohl Konflikte als auch vertragliche Lösungen zwischen den unter chinesischer Souveränität stehenden Oberpriestern und den chinesischen Kaisern gegeben – so auch unter den Mandschu-Kaisern (bis 1911) – und später abermals unter Mao. Zwischendurch haben auch schon mal – von Indien aus – die Engländer sich eingemischt und den damaligen Dalai Lama vertrieben. 1959 gab es in Tibet einen blutigen Aufstand gegen Peking; damals ging der noch jugendliche Dalai Lama ins indische Exil. Heute geht die intellektuelle und religiöse Führung von Tibetern aus, die nicht in Tibet leben.

Die Kommunisten haben den lamaistischen Klöstern Teile ihres großen Landbesitzes genommen und die Leibeigenschaft der Bauern beendet. Aber sie haben den Menschen in Tibet genauso wenig individuelle Rechte gegeben wie den Menschen überall in China. Mao hatte gegenüber der tibetischen Kultur und Tradition genauso wenig Respekt wie gegenüber der eigenen Han-chinesischen Kultur und Tradition. Dafür haben die Kommunisten in den letzten Jahrzehnten moderne Technologie und Infrastruktur nach Tibet gebracht, sie haben Straßen, Flugplätze und sogar eine Eisenbahn nach Lhasa (3600 Meter hoch) gebaut; und die Mönche sind heute per Handy und Internet mit der Außenwelt verbunden. Seit den von Deng Xiaoping begonnenen großen Reformen geht es den Tibetern materiell besser als je zuvor. Vor zwanzig Jahren ist Lhasa noch eine kleine schläfrige Stadt mit einem gewaltigen Palast gewesen, der das Stadtbild dominierte. Der Palast steht immer noch; aber Lhasa ist inzwischen zur Großstadt geworden, mit vielerlei Gewerbebetrieben, mit beginnender Industrie, mit umfangreichem Tourismus.

Seit Jahrzehnten lebt der Dalai Lama im indischen Exil – und begibt sich oft auf Weltreisen. In dieser Woche besucht er erneut Deutschland. Seine Regierung ist machtlos. Zugleich hat in Tibet seine politische Autorität abgenommen; die Klöster und die Mönche der verschiedenen lamaistischen Sekten verehren ihn, aber sie gehorchen ihm nur noch mit großen Einschränkungen. Die Zerstörungen und Plünderungen Mitte März dieses Jahres in Lhasa geschahen gegen seinen Willen und trotz seiner Mahnung zur Gewaltlosigkeit. Dabei haben soziale, arbeitsmarkt- und lohnpolitische Beschwerden eine große Rolle gespielt.

Die Mönche kämpfen nicht für Menschenrechte, sondern vielmehr für die Interessen ihrer Klöster – und für den tibetischen Nationalismus. Einige von ihnen wie auch viele im Ausland lebende Tibeter haben die bevorstehenden Olympischen Spiele in Peking als willkommene Gelegenheit erkannt, die Aufmerksamkeit der Welt für ihre Interessen einzuspannen. Jedoch gleich, ob die Spiele friedlich oder weniger friedlich verlaufen, ob das Ansehen Chinas gemehrt oder beschädigt wird, jedenfalls wird der Wiederaufstieg der Weltmacht China weitergehen. Der Versuch, der chinesischen Führung einen Gesichtsverlust zuzufügen, und besonders die Gewalttaten in Lhasa bleiben schwere Fehler. Die westliche Welt (einschließlich einiger deutscher Provinz-Politiker) muss wissen: Bei aller Kritik, die viele Chinesen an der kommunistischen Führung äußern, die ganz große Mehrheit der Chinesen anerkennt den enormen wirtschaftlichen Aufstieg und steht zugleich in der Tibetfrage eindeutig hinter ihrer Regierung. Keine Regierung in der westlichen Welt wird deshalb Tibets wegen ernsthaften Druck auf Peking ausüben.

Die Reaktion durch die chinesische Führung war bisher nicht sonderlich klug. Man scheint an Ort und Stelle in Tibet überreagiert zu haben. Jedenfalls war es falsch, den Dalai Lama als Spiritus Rector der Unruhen und als Separatisten darzustellen; die Führung weiß, dass beides nicht die Wahrheit ist, schließlich lässt sie seit Jahren mit seinen Abgesandten verhandeln. Es wäre klüger gewesen, die Divergenz zwischen ihm und den Priestern und Mönchen in Tibet zu nutzen und mit ihm persönlich zu verhandeln. Wie stünde der Dalai Lama in der Weltöffentlichkeit da, wenn er eine Einladung ausschlüge? Es wäre noch nicht zu spät für Peking. Immerhin hat man sich Ende März wieder mit den Emissären des Dalai Lama getroffen und damit den Dialog fortgesetzt.

Auch der Dalai Lama hat Fehler gemacht. So hat er in seinen Büchern die Wohngebiete kleinerer tibetischer Minderheiten in den an die Autonome Region Tibet anschließenden chinesischen Provinzen Gansu, Qinghai, Yunan und Sichuan kartografisch als Teile Tibets dargestellt – unnötiger Zündstoff. Er muss wissen, dass der enorme Bevölkerungs- und Wanderungsdruck in China auf längere Sicht zwangsläufig dazu führt, dass auch weiterhin viele Han-Chinesen in die menschenleeren Weiten Tibets (und ebenso Sinkiangs) einströmen werden.

Noch vor der Mitte dieses Jahrhunderts wird China auf 1500 Millionen Menschen anwachsen. Die Tibeter werden davon höchstens ein halbes Prozent ausmachen, ihnen wird eine erdrückende Mehrheit gegenüberstehen. Deshalb wird es für die Tibeter hohe Zeit für einen strategischen Kompromiss. Dessen Kernelemente sind offensichtlich: Zum einen sollte China die religiöse Autonomie der Tibeter und den zurückgekehrten Dalai Lama als ein religiöses Oberhaupt anerkennen. Zum anderen müssen der Dalai Lama und alle lamaistischen Sekten die Regierung und die Gesetze Chinas als auch für Tibet gültig anerkennen. Freilich lässt gegenwärtig die aufgeheizte Situation einen solchen Akt der Vernunft als noch in weiter Ferne liegend erscheinen.

In der Zwischenzeit könnte jede weitere Zuspitzung in China einen extremen und gefährlichen Nationalismus hervorbringen – nicht aber Respekt vor der Würde des einzelnen Menschen. Wer von außen sich an solcher Zuspitzung beteiligt, der verkennt die Vitalität Chinas und sein künftiges wirtschaftliches und politisches Gewicht in der Welt. Jedenfalls sollten wir Deutschen uns an keinerlei Verschärfung der Situation beteiligen. Unserer Regierung ist Abstand und Respekt anzuraten – vor China und vor jeder Religion.

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Die Dalai Lamas

»Die Dalai Lamas werden von ihren Anhängern als fortgeschrittene Mahayana Bodhisattvas angesehen, mitfühlende Wesen, die sozusagen ihren eigenen Eintritt in das Nirvana zurückgestellt haben, um der leidenden Menschheit zu helfen. Sie sind demnach auf einem guten Wege zur Buddhaschaft, sie entwickeln Perfektion in ihrer Weisheit und ihrem Mitgefühl zum Wohle aller Wesen. Dies rechtertigt, in Form einer Doktrin, die soziopolitische Mitwirkung der Dalai Lamas, als Ausdruck des mitfühlenden Wunsches eines Bodhisattvas, anderen zu helfen.«

?Hier sollten wir zwei Dinge feststellen, die der Dalai Lama nicht ist: Erstens, er ist nicht in einem einfachen Sinne ein ?Gott-König?. Er mag eine Art König sein, aber er ist kein Gott für den Buddhismus. Zweitens, ist der Dalai Lama nicht das ?Oberhaupt des Tibetischen Buddhismus? als Ganzes. Es gibt zahlreiche Traditionen im Buddhismus. Manche haben ein Oberhaupt benannt, andere nicht. Auch innerhalb Tibets gibt es mehrere Traditionen. Das Oberhaupt der Geluk Tradition ist der Abt des Ganden Klosters, als Nachfolger von Tsong kha pa, dem Begründer der Geluk Tradition im vierzehnten/fünfzehnten Jahrhundert.«

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
Clarke, P. B., Encyclopedia of New Religious Movements
(New York: Routledge, 2006), S. 136.

Regierungsverantwortung
der Dalai Lamas

?Nur wenige der 14 Dalai Lamas regierten Tibet und wenn, dann meist nur für einige wenige Jahre.?

(Brauen 2005:6)

»In der Realität dürften insgesamt kaum mehr als fünfundvierzig Jahre der uneingeschränkten Regierungsgewalt der Dalai Lamas zusammenkommen. Die Dalai Lamas sechs und neun bis zwölf regierten gar nicht, die letzten vier, weil keiner von ihnen das regierungsfähige Alter erreichte. Der siebte Dalai Lama regierte uneingeschränkt nur drei Jahre und der achte überhaupt nur widerwillig und auch das phasenweise nicht allein. Lediglich der fünfte und der dreizehnte Dalai Lama können eine nennenswerte Regieruagsbeteiligung oder Alleinregierung vorweisen. Zwischen 1750 und 1950 gab es nur achtunddreißig Jahre, in denen kein Regent regierte!«

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 182,
Universität Hamburg

Der Fünfte Dalai Lama,
Ngawang Lobsang Gyatso

Der Fünfte Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatso

?Der fünfte Dalai Lama, der in der tibetischen Geschichte einfach ?Der Gro?e Fünfte? genannt wird, ist bekannt als der Führer, dem es 1642 gelang, Tibet nach einem grausamen Bürgerkrieg zu vereinigen. Die ?ra des fünften Dalai Lama (in etwa von seiner Einsetzung als Herrscher von Tibet bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, als seiner Regierung die Kontrolle über das Land zu entgleiten begann) gilt als pr?gender Zeitabschnitt bei der Herausbildung einer nationalen tibetischen Identit?t - eine Identit?t, die sich im Wesentlichen auf den Dalai Lama, den Potala-Palast der Dalai Lamas und die heiligen Tempel von Lhasa stützt. In dieser Zeit wandelte sich der Dalai Lama von einer Reinkarnation unter vielen, wie sie mit den verschiedenen buddhistischen Schulen assoziiert waren, zum wichtigsten Beschützer seines Landes. So bemerkte 1646 ein Schriftsteller, dass dank der guten Werke des fünften Dalai Lama ganz Tibet jetzt ?unter dem wohlwollenden Schutz eines wei?en Sonnenschirms zentriert? sei; und 1698 konstatierte ein anderer Schriftsteller, die Regierung des Dalai Lama diene dem Wohl Tibets ganz so wie ein Bodhisattva - der heilige Held des Mahayana Buddhismus - dem Wohl der gesamten Menschheit diene.?

Kurtis R. Schaeffer, »Der Fünfte Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso«, in
DIE DALAI LAMAS: Tibets Reinkarnation des Bodhisattva Avalokite?vara,
ARNOLDSCHE Art Publishers,
Martin Brauen (Hrsg.), 2005, S. 65

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft I

?Gem?? der meisten Quellen war der [5.] Dalai Lama nach den Ma?st?ben seiner Zeit ein recht toleranter und gütiger Herrscher.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 136)

?Rückblickend erscheint Lobsang Gyatso, der ?Gro?e Fünfte?, dem Betrachter als überragende, allerdings auch als widersprüchliche Gestalt.?

Karl-Heinz Golzio / Pietro Bandini,
»Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama«,
O.W. Barth Verlag, 1997, S. 118

»Einmal an der Macht, zeigte er den anderen Schulen gegenüber beträchtliche Großzügigkeit. […] Ngawang Lobsang Gyatso wird von den Tibetern der ›Große Fünfte‹ genannt, und ohne jeden Zweifel war er ein ungewöhnlich kluger, willensstarker und doch gleichzeitig großmütiger Herrscher.«

Per Kvaerne, »Aufstieg und Untergang einer klösterlichen Tradition«, in:
Berchert, Heinz; Gombrich, Richard (Hrsg.):
»Der Buddhismus. Geschichte und Gegenwart«,
München 2000, S. 320

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft II

?Viele Tibeter gedenken insbesondere des V. Dalai Lama bis heute mit tiefer Ehrfurcht, die nicht allein religi?s, sondern mehr noch patriotisch begründet ist: Durch gro?es diplomatisches Geschick, allerdings auch durch nicht immer skrupul?sen Einsatz machtpolitischer und selbst milit?rischer Mittel gelang es Ngawang Lobzang Gyatso, dem ?Gro?en Fünften?, Tibet nach Jahrhunderten des Niedergangs wieder zu einen und in den Rang einer bedeutenden Regionalmacht zurückzuführen. Als erster Dalai Lama wurde er auch zum weltlichen Herrscher Tibets proklamiert. Unter seiner ?gide errang der Gelugpa-Orden endgültig die Vorherrschaft über die rivalisierenden lamaistischen Schulen, die teilweise durch blutigen Bürgerkrieg und inquisitorische Verfolgung unterworfen oder au?er Landes getrieben wurden.

Jedoch kehrte der Dalai Lama in seiner zweiten Lebenshälfte, nach Festigung seiner Macht und des tibetischen Staates, zu einer Politik der Mäßigung und Toleranz zurück, die seinem Charakter eher entsprach als die drastischen Maßnahmen, durch die er zur Herrschaft gelangte. Denn Ngawang Lobzang Gyatso war nicht nur ein Machtpolitiker und überragender Staatsmann, sondern ebenso ein spiritueller Meister mit ausgeprägter Neigung zu tantrischer Magie und lebhaftem Interesse auch an den Lehren anderer lamaistischer Orden. Zeitlebens empfing er, wie die meisten seiner Vorgänger, gebieterische Gesichte, die er gegen Ende seines Lebens in seinen ›Geheimen Visionen‹ niederlegte.«

(Golzio, Bandini 1997: 95)

Der Dreizehnte Dalai Lama,
Thubten Gyatso

Der Dreizehnte Dalai Lama, Thubten Gyatso

?Ein anderer, besonders wichtiger Dalai Lama war der Dreizehnte (1876-1933). Als starker Herrscher versuchte er, im Allgemeinen ohne Erfolg, Tibet zu modernisieren. ?Der gro?e Dreizehnte? nutzte den Vorteil des schwindenden Einflusses China im 1911 beginnenden Kollaps dessen Monarchie, um faktisch der vollst?ndigen nationalen Unabh?ngigkeit Tibets von China Geltung zu verschaffen. Ein Fakt, den die Tibeter von jeher als Tatsache erachtet haben.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

?Manche m?gen sich vielleicht fragen, wie die Herrschaft des Dalai Lama im Vergleich mit europ?ischen oder amerikanischen Regierungschefs einzusch?tzen ist. Doch ein solcher Vergleich w?re nicht gerecht, es sei denn, man geht mehrere hundert Jahre in der europ?ischen Geschichte zurück, als Europa sich in demselben Zustand feudaler Herrschaft befand, wie es in Tibet heutzutage der Fall ist. Ganz sicher w?ren die Tibeter nicht glücklich, wenn sie auf dieselbe Art regiert würden wie die Menschen in England; und man kann wahrscheinlich zu Recht behaupten, dass sie im Gro?en und Ganzen glücklicher sind als die V?lker Europas oder Amerikas unter ihren Regierungen. Mit der Zeit werden gro?e Ver?nderungen kommen; aber wenn sie nicht langsam vonstatten gehen und die Menschen nicht bereit sind, sich anzupassen, dann werden sie gro?e Unzufriedenheit verursachen. Unterdessen l?uft die allgemeine Verwaltung Tibets in geordneteren Bahnen als die Verwaltung Chinas; der tibetische Lebensstandard ist h?her als der chinesische oder indische; und der Status der Frauen ist in Tibet besser als in beiden genannten L?ndern.?

Sir Charles Bell, »Der Große Dreizehnte:
Das unbekannte Leben des XIII. Dalai Lama von Tibet«,
Bastei Lübbe, 2005, S. 546

Der Dreizehnte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft

?War der Dalai Lama im Gro?en und Ganzen ein guter Herrscher? Dies k?nnen wir mit Sicherheit bejahen, auf der geistlichen ebenso wie auf der weltlichen Seite. Was erstere betrifft, so hatte er die komplizierte Struktur des tibetischen Buddhismus schon als kleiner Junge mit ungeheurem Eifer studiert und eine au?ergew?hnliche Gelehrsamkeit erreicht. Er verlangte eine strengere Befolgung der m?nchischen Regeln, veranlasste die M?nche, ihren Studien weiter nachzugehen, bek?mpfte die Gier, Faulheit und Korruption unter ihnen und verminderte ihren Einfluss auf die Politik. So weit wie m?glich kümmerte er sich um die zahllosen religi?sen Bauwerke. In summa ist ganz sicher festzuhalten, dass er die Spiritualit?t des tibetischen Buddhismus vergr??ert hat.

Auf der weltlichen Seite stärkte er Recht und Gesetz, trat in engere Verbindung mit dem Volk, führte humanere Grundsätze in Verwaltung und Justiz ein und, wie oben bereits gesagt, verringerte die klösterliche Vorherrschaft in weltlichen Angelegenheiten. In der Hoffnung, damit einer chinesischen Invasion vorbeugen zu können, baute er gegen den Widerstand der Klöster eine Armee auf; vor seiner Herrschaft gab es praktisch keine Armee. In Anbetracht der sehr angespannten tibetischen Staatsfinanzen, des intensiven Widerstands der Klöster und anderer Schwierigkeiten hätte er kaum weiter gehen können, als er es tat.

Im Verlauf seiner Regierung beendete der Dalai Lama die chinesische Vorherrschaft in dem großen Teil Tibets, den er beherrschte, indem er chinesische Soldaten und Beamte daraus verbannte. Dieser Teil Tibets wurde zu einem vollkommen unabhängigen Königreich und blieb dies auch während der letzten 20 Jahre seines Lebens.«

Sir Charles Bell in (Bell 2005: 546-47)

Der Vierzehnte Dalai Lama,
Tenzin Gyatso

Der Vierzehnte Dalai Lama, Tenzin Gyatso

?Der jetzige vierzehnte Dalai Lama (Tenzin Gyatso) wurde 1935 geboren. Die Chinesen besetzten Tibet in den frühen 1950er Jahren, der Dalai Lama verlie? Tibet 1959. Er lebt jetzt als Flüchtling in Dharamsala, Nordindien, wo er der Tibetischen Regierung im Exil vorsteht. Als gelehrte und charismatische Pers?nlichkeit, hat er aktiv die Unabh?ngigkeit seines Landes von China vertreten. Durch seine h?ufigen Reisen, Belehrungen und Bücher macht er den Buddhismus bekannt, engagiert sich für den Weltfrieden sowie für die Erforschung von Buddhismus und Wissenschaft. Als Anwalt einer ?universellen Verantwortung und eines guten Herzens?, erhielt er den Nobelpreis im Jahre 1989.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

Moralische Legitimation
der Herrschaft Geistlicher

Für Sobisch ist die moralische Legitimation der Herrschaft Geistlicher ?außerordentlich zweifelhaft?. Er konstatiert:

?Es zeigte sich auch in Tibet, da? moralische Integrit?t nicht automatisch mit der Zugeh?rigkeit zu einer Gruppe von Menschen erlangt wird, sondern allein auf pers?nlichen Entscheidungen basiert. Vielleicht sind es ?hnliche überlegungen gewesen, die den derzeitigen, vierzehnten Dalai Lama dazu bewogen haben, mehrmals unmi?verst?ndlich zu erkl?ren, da? er bei einer Rückkehr in ein freies Tibet kein politische Amt mehr übernehmen werde. Dies ist, so meine ich, keine schlechte Nachricht. Denn dieser Dalai Lama hat bewiesen, da? man auch ohne ein international anerkanntes politisches Amt inne zu haben durch ein glaubhaft an ethischen Grunds?tzen ausgerichtetes beharrliches Wirken einen enormen Einfluss in der Welt ausüben kann.?

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 190,
Universität Hamburg