Die Wahrheit des tibetischen Buddhismus

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Sexuelle Skandale der Lamas und Rinpoches

über die Dalai Lamas

Bevor der Buddhismus in Tibet eingeführt wurde, hatten die Tibetaner "Bön" als Volksglauben gehabt. Bön verehrt Geister, Gespenster und Götter, um ihren Segen zu erhalten. Bön gehört also zu lokalen Volksglauben.

Während der chinesischen Tang Dynastie, führte der tibetische König Songtsän Gampo den Buddhismus in Tibet ein und machte ihn zur Staatsreligion. Der sogenannte "Buddhismus" ist aber tantrischer Buddhismus, der sich in der Spätzeit des indischen Buddhismus ausbreitet. Der tantrische Buddhismus wird auch "linkshändigen Pfad" genannt, weil er die tantrische sexuelle Praxis macht. Um zur tibetischen Kultur zu passen, wird der tantrische Buddhismus mit "Bön" gemischt. Er wird dann noch exzessiver wegen dessen Glaubens an Geister und Gespenster.

Der tantrische Meister Atiśa lehrte die tantrische Sex heimlich. Padmasambhava lehrte sie dann aber offen. Der tibetische Buddhismus weichte nicht nur von buddhistischen Lehren ab, sondern auch von buddhistischer Form. Der tibetische Buddhismus gehört nicht zum Buddhismus und muss "Lamaismus" genannt.

   
                  "Was diese jungen Leute tun, hilft nicht" (Meint DL es ernst? Er sagt immer, was die Westler gern hören!)

"Was diese jungen Leute tun, hilft nicht" (Meint DL es ernst? Er sagt immer, was die Westler gern hören!)

 

© <a href="http://www.zeit.de/2013/25/dalai-lama-selbstverbrennung">DIE ZEIT, 13.6.2013, Nr. 25</a>


"Was diese jungen Leute tun, hilft nicht"

In unserem Interview wendet sich der Dalai Lama erstmals deutlich gegen Selbstverbrennungen. Er nennt sich selbst einen Sozialisten und kritisiert Chinas Kapitalismus. Welche Hoffnungen setzt er in die neue Führung in Peking?
Der kleine Exilpalast des Dalai Lama nahe dem nordindischen Bergstädtchen Dharamsala liegt auf einem 1.800 Meter hohen Bergrücken vor der imposanten Felskulisse des Himalayas. Jeden Morgen ziehen Hunderte Pilger aus aller Welt auf einem Spazierweg um das Gebäude. Der Weg ist geschmückt mit Gebetsfahnen und Protestplakaten für ein freies Tibet.
An diesem Tag empfängt der Dalai Lama gegen Mittag in seinem bunt blühenden Garten einige ausgewählte Anhänger: eine Gruppe Russen, ein altes tibetisches Paar, eine koreanische Familie, eine Schweizerin mit zwei kleinen Kindern und einen indischen Soldaten. Der Dalai Lama begrüßt und umarmt seine Gäste. Die Koreaner weinen. Als die Schweizerin sich dem Dalai Lama an die Brust wirft und ruft: "Ich liebe Sie!", zuckt er zurück. Wenig später empfängt er in einem Raum mit gedämpftem Licht zum Interview.

DIE ZEIT: Eure Exzellenz, auf dem Weg zu Ihrer Residenz kommt man an einem Märtyrerdenkmal vorbei, das an die Opfer der chinesischen Eroberung Tibets erinnert. Das Denkmal ist mit Plakaten beklebt, auf denen die jüngsten Selbstverbrennungsopfer beklagt werden. Braucht Ihr Kampf für Tibet diese neuen Märtyrer?
Dalai Lama: Das glaube ich nicht. Mein Hauptanliegen ist der Erhalt des tibetischen Buddhismus und seiner Kultur. Die politischen Fragen sind zweitrangig. Obwohl viele Teile Tibets, auch meine Heimatregion, schon seit dem 9. Jahrhundert über lange Zeit unter chinesischer Kontrolle waren, fühlen sich die Tibeter als ethnische Gruppe noch immer einander zugehörig. Der Grund dafür sind der tibetische Buddhismus, die Kultur, die Sprache. Mehr als tausend Jahre lang, bis heute, sind die Tibeter das geblieben, was sie waren – unabhängig von der politischen Situation.
ZEIT: Sie haben die Tibeter einmal ein im Grunde kriegerisches Volk genannt – erst der Buddhismus habe sie auf andere Gedanken gebracht. Besteht die Gefahr, dass die Tibeter wieder gewaltbereiter werden?
Dalai Lama: Es gibt heute einige Anzeichen sittlichen Zerfalls. Auf den jungen Tibetern lastet zu viel Druck, zu viel Feindseligkeit. Deshalb opfern einige von ihnen ihr Leben. Aber junge Leute, die eine solche Entschlossenheit zeigen, können leicht Schaden anrichten und Gewalt auslösen.
ZEIT: Sie meinen also, diese Leute schaden der tibetischen Sache?
Dalai Lama: Was sie tun, hilft nicht. Die Proteste in Tibet haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Die Folge ist: Es gibt mehr Unterdrückung, mehr chinesische Soldaten. Das Tibet-Problem muss durch freundschaftlichen Dialog gelöst werden, nicht durch Konfrontation. Nur der Weg der Verständigung ist realistisch. Deshalb sage ich den tibetischen Jugendorganisationen, dass sie auf eine von beiden Seiten in Übereinstimmung erzielte Lösung setzen müssen. Selbst wenn Tibet einmal im 7., 8. und 9. Jahrhundert eine eigenständige Nation war.
ZEIT: Glauben Sie, dass die Zeit der nationalen Freiheitskämpfe verstrichen ist?
Dalai Lama: Mein Denken beginnt damit, dass ich mich als Mensch empfinde, als einer von sieben Milliarden.
ZEIT: Deshalb ist es so leicht, mit Ihnen, dem als Gott Verehrten, ins Gespräch zu kommen?
Dalai Lama: Das sind Ihre Worte. Zu den sieben Milliarden Menschen gehören Deutsche, Tibeter, Inder, Chinesen. Nur sind diese Unterschiede nicht unumstößlich. Im Geist der europäischen Staatengemeinschaft ist es zum Beispiel nicht mehr so wichtig, Franzose oder Deutscher zu sein. Deshalb bewundere ich de Gaulle und Adenauer. Über viele Jahrzehnte sahen Deutsche und Franzosen einander als Feinde. Dann veränderten sich die Umstände, und de Gaulle und Adenauer betrachteten es als allgemeines Interesse, den engstirnigen Nationalismus zu überwinden. So müssen auch wir Tibeter und Chinesen denken.
ZEIT: Glauben Sie wirklich, dass sich Tibeter und Chinesen wie Franzosen und Deutsche nach dem Krieg versöhnen können?
Dalai Lama: Die Möglichkeit besteht. Wir müssen uns anstrengen. Heute gibt es in China viele Buddhisten. 400 Millionen sollen es sein, und viele von ihnen folgen dem tibetischen Buddhismus. Seit einiger Zeit empfange ich jede Woche Chinesen, die aus der Volksrepublik zu mir kommen. Die meisten von ihnen weinen – so stark ist ihr Glaube. Es ist ein Glück, dass in China Buddhisten leben, die den gleichen Traditionen folgen wie wir. Sie können dabei helfen, engere Beziehungen zwischen Tibetern und Chinesen zu knüpfen. Die Chinesen sind unsere Nachbarn. Ob wir es wollen oder nicht, wir müssen zusammenleben.
ZEIT: Es gibt einen regelrechten Ansturm junger chinesischer Rucksacktouristen auf Tibet. Stört Sie das?
Dalai Lama: Jedes Jahr kommen ein paar Hunderttausend chinesische Touristen nach Tibet. Diese größtenteils sensiblen Chinesen zeigen ihre echte Freude an der tibetischen buddhistischen Kultur. Einer von ihnen stand einmal vor dem Potala-Palast in Lhasa und sagte: "Oh, das hier ist nicht China. Das ist etwas anderes. Ein anderes Land." Dafür wurde er von chinesischen Polizisten verhaftet. Trotzdem zeigt das Beispiel dieses Mannes, dass der chinesische Tourismus in Tibet das Bewusstsein erweitert. Und die Tibeter verdienen daran.
ZEIT: Dennoch haben viele Tibeter Angst davor, dass massenhaft chinesische Siedler nach Tibet kommen könnten.
Dalai Lama: Einigen Chinesen fällt es schwer, in China Arbeit zu finden. Diese unausgebildeten Kräfte siedeln nach Tibet über, in die Städte, aber auch aufs Land. Oft werden sie dort von den chinesischen Behörden, zum Beispiel beim Straßenbau, als Arbeiter gegenüber den Tibetern bevorzugt. Darüber beklagen sich die Einheimischen. Alle Jobs, sagen sie, gehen an die Chinesen.
ZEIT: Was stört Sie am meisten an der chinesischen Politik in Tibet?
Dalai Lama: In den vergangenen zehn Jahren, aber auch schon davor, haben insbesondere die lokalen chinesischen Behörden in Tibet immer wieder bestehende Restriktionen verschärft. Viele Mönchsnovizen wurden entlassen, es gab politische Erziehungskampagnen in den Klöstern.
ZEIT: Seit diesem März hat China eine neue Führung. Was ändert sich nun für Tibet?
Dalai Lama: Manche Chinesen sagen mir, die neue Führung habe einen offeneren Blick auf die Welt. Es ist zu früh, um das beurteilen zu können.
ZEIT: Der neue KP-Chef Xi Jinping soll selbst Buddhist sein.
Dalai Lama: Ja, es heißt, Xis Familie folge dem Buddhismus, aber er gehört einer kollektiven Führung an. Wir wissen nicht, welchen Unterschied da ein Einzelner machen kann.
ZEIT: Sie flohen im Jahr 1959 vor den kommunistischen Truppen nach Indien. Wären Sie denn je bereit, sich erneut der politischen Kontrolle der Kommunistischen Partei zu unterwerfen?
Dalai Lama: Schon 1974 haben wir in diesem Palastraum, in dem Sie jetzt sitzen, beschlossen, dass wir früher oder später mit der chinesischen Regierung reden müssen. Damals tobte in China noch die Kulturrevolution, trotzdem setzten wir auf direkte Gespräche mit der chinesischen Regierung. Denn zuvor hatten wir ja schon alles andere versucht. Wir hatten an die Vereinten Nationen appelliert, aber unser Problem war nicht zu lösen. Also war klar, dass die Forderung nach Unabhängigkeit unangemessen war. Wir setzten dann auf Autonomie innerhalb der Volksrepublik.
ZEIT: Glaubten Sie denn schon damals ernsthaft, dass Ihre Strategie Erfolg haben könnte?
Dalai Lama: 1978 bekam mein Bruder Signale aus Peking, dass Deng Xiaopingihn empfangen könnte. Ich sagte: Fahr hin! Bald darauf hörte man Deng sagen, dass man abgesehen von der Unabhängigkeit über alles reden könne. Das war auch unsere Meinung. Deshalb waren wir in dieser Zeit, Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre, als Deng viele Reformen unternahm, wirklich guter Hoffnung. Aber als Mitte der Achtziger die Demokratiebewegung in China aufkam, wurde Dengs Politik konservativer, und der liberale KP-Chef Hu Yaobang verlor 1986 seine Macht. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass die Tibet-Frage heute gelöst wäre, wenn Hu damals im Amt geblieben wäre. Umso wichtiger, dass Xi Jinping heute Hu lobpreist. Auch einige offizielle Artikel stützen Hu. Wenn die neue Führung dem Geist Hus folgt, sehe ich jedenfalls Hoffnung.
ZEIT: Sie könnten der Kommunistischen Partei ein Stück entgegenkommen, wenn Sie sich von der Idee Großtibets verabschieden würden – eines Lands, das über ein Viertel der Fläche China umfasst. Es ist fast auf jeder Karte Ihrer Exilregierung eingezeichnet.
Dalai Lama: Wir haben nie den Begriff "Großtibet" gebraucht. Wir reden nur von den Gebieten, die von ethnisch tibetischen Gruppen bevölkert sind und von der chinesischen Verfassung ausdrücklich als tibetische Gebiete anerkannt werden. Wir verlangen für die dort lebenden Tibeter nur die gleichen kulturellen Minderheitenrechte wie für diejenigen in der Autonomen Region Tibet, etwa beim Gebrauch der Sprache.
ZEIT: Aber wäre nicht alles viel einfacher, wenn Sie mit Peking nur über die Autonome Region Tibet innerhalb der Volksrepublik sprechen würden? Arafat ist in den Verhandlungen mit Israel daran gescheitert, dass er eine Lösung für alle Palästinenser durchsetzen wollte, auch für die Flüchtlinge. Auch Sie wollen alle Tibeter, einschließlich jener in den Provinzen Sichuan und Qinghai, einbeziehen.
Dalai Lama: Richtig. Aber Arafat verlangte Unabhängigkeit. Wir wollen keine Unabhängigkeit. Ginge es uns um Unabhängigkeit, würden wir nur über die Autonome Region reden. Aber wir bekennen uns ja aufrichtig zum Leben innerhalb der Volksrepublik. Nur in diesem Rahmen sollten die tibetischen Gebiete eine gewisse Autonomie genießen, die dann allen Tibetern zugutekommt – aber ohne jede Trennung von China. Das ist in unserem ureigenen Interesse, denn Tibet ist ökonomisch rückständig, wir wollen es modernisieren. Deshalb ist unser Verbleib in der Volksrepublik absolut wünschenswert. Vorausgesetzt, die Autonomie ermöglicht uns die Bewahrung unser Kultur.
ZEIT: Zu den Forderungen Ihrer Exilregierung, was die Gestaltung der tibetischen Autonomie betrifft, gehört die Demokratie. Wie kann die KP je ein anderes politisches System im eigenen Land akzeptieren?
Dalai Lama: Wir wünschen uns Demokratie, aber wir fordern sie nicht von China.
ZEIT: Dann würden Sie also eine KP-Diktatur in Tibet akzeptieren?
Dalai Lama: Schauen Sie sich doch die KP in den letzten 60 Jahren an: Da gab es die Ära des Vorsitzenden Mao, dann die Deng-Ära, die Jiang-Ära, die Hu-Ära. Das waren für die Partei vier Zeitrechnungen mit dem gleichen autoritären System, aber mit jeweils großen politischen Unterschieden. Jetzt beginnt die Ära Xi Jinpings, mit derselben KP und derselben Verfassung, aber auch mit der Möglichkeit, dass viele der in der Verfassung erwähnten Rechte, die bisher nicht umgesetzt wurden, nun zur Geltung kommen.
ZEIT: Sie setzen Ihre Hoffnung also in die KP?
Dalai Lama: Als ich im Jahr 1950 in Peking war, beantragte ich bei den chinesischen Behörden eine Mitgliedschaft in der KP. Wenn ich früher auf meinen Reisen von den Sozialisten im Europäischen Parlament begrüßt wurde, dann redeten sie mich mit "Genosse" an. Ich war es immer gewohnt, von Genosse zu Genosse zu sprechen. Denn ich bin Sozialist, da besteht gar kein Zweifel. Was die sozialökonomische Theorie betrifft, bin ich Marxist.
ZEIT: In Ihrem neuen Buch Beyond Religion loben Sie, dass weltweit viele Menschen von Armut befreit wurden, kritisieren aber, dass Milliarden Menschen immer noch in Armut verharren. Ist das eine versteckte Hommage an China, wo die meisten Menschen existenzbedrohender Armut entkamen?
Dalai Lama: Ja, natürlich. Mein Interesse am Marxismus rührt daher, dass die marxistische Theorie großen Wert auf gerechte Verteilung legt. Ihr geht es nicht nur ums Profitmachen. Hierin liegt ein moralisches Prinzip, ein Denken, das den Kapitalisten unmöglich ist, weshalb der Kapitalismus zur Ausbeutung führt. Schon als ich vor Jahren der erste ausländische Gast des inzwischen verstorbenen tschechischen Präsidenten Václav Havel war, drückte ich meine Hoffnung auf einen neuen Weg, ein neues System aus. Die osteuropäischen Länder steckten noch im alten sozialistischen System, der westliche Kapitalismus war bei ihnen noch nicht entwickelt. Ich wünschte mir damals sehr, dass es gelingen würde, einige sozialistische Prinzipien mit der kapitalistischen Dynamik zu vermählen. Ich wünsche mir das auch für China.
ZEIT: Wurde Ihr Wunsch nicht von den Kommunisten in Peking erfüllt?
Dalai Lama: Ich sehe die Gefahr, dass China scheitert. Es gibt dort nichts als Kapitalismus. Der Graben zwischen Arm und Reich in China ist heute zu groß. Als ich im vergangenen Jahr hier in meinem Palast eine Gruppe Chinesen aus der Volksrepublik traf, befand sich unter ihnen ein einfacher Bauer. Er saß da hinten auf dem Stuhl. Seine Kleidung war schäbig, seine Füße waren nackt, sein Gesicht verriet die Armut. Die anderen Gäste aus China, gebildete Menschen, schauten auf ihn herab. Als Sozialist aber habe ich mich diesem Bauern gewidmet. Ich fragte nach seinen Lebensbedingungen und den generellen Bedingungen der Bauern in China. Seine Antworten waren sehr traurig. Verrückt ist das, schrecklich! Wie kann es in einem sozialistischen Land nur so weit kommen? Wie kann man die Bauern so weit zurücklassen?
ZEIT: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Sie zu Beginn ihrer Amtszeit unter viel Applaus in Berlin empfangen. Nun regiert sie schon seit fast acht Jahren. Warum haben Sie die Kanzlerin nie wiedergetroffen?
Dalai Lama: Ich war all die Jahre nicht in Berlin.
ZEIT: Aber Sie waren oft genug in Deutschland. Ist Ihnen die Kanzlerin untreu geworden?
Dalai Lama: Ich weiß es nicht. Ich denke, dass es in Zukunft weitere Gelegenheiten zu einem Treffen mit ihr geben wird.
ZEIT: Fühlen Sie sich nicht missbraucht von westlichen Politikern, die sich erst mit Ihnen ins Scheinwerferlicht stellen, um von Ihrer Beliebtheit zu profitieren, nur um Sie später, wenn es um Geschäfte mit Peking geht, wieder fallen zu lassen?
Dalai Lama: Das ist doch verständlich. Für viele westliche Regierungschefs ist es nicht einfach, sich mit mir zu treffen. Aber dann gibt es wieder andere wie den britischen Premierminister, der mich kürzlich empfing.
ZEIT: Wie erklären Sie sich Ihre anhaltende Popularität im Westen?
Dalai Lama: Ich bin nur ein Besucher. Würde ich nach Deutschland ziehen und in die deutsche Politik einsteigen, wäre meine Popularität schnell dahin.
ZEIT: Sie fordern eine globale Moral jenseits aller Religionen...
Dalai Lama: ...und das westliche Publikum ist sehr empfänglich für Fragen der globalen, universellen Verantwortung. Wobei ich klarstellen möchte: Meine Forderung nach einer säkularen Moral beinhaltet keine Abwertung der Religion, sondern vielmehr den Respekt vor allen Religionen. Da werde ich im Westen manchmal falsch verstanden.
ZEIT: Mitgefühl ist für Sie ein zentraler Begriff. Passt das am Ende nicht doch besser zu den eher weichen asiatischen Lebensphilosophien auf der Basis vonBuddhismus und Konfuzianismus als zum westlichen Denken?
Dalai Lama: Ein deutscher Freund von mir, ein christlicher Priester, sagte mir einmal, dass die jungen Leute im Westen heute wissenschaftlicher orientiert seien und mit jeder Art von Gottesvorstellung Probleme hätten. Für sie sei der buddhistische Weg leichter nachvollziehbar. Tatsächlich ist der Buddhismus ja für manche Theologen gar keine Religion. Ich sehe in ihm eine Wissenschaft des Geistes. Dazu gehört viel Übung. Viel Training, viel Erkenntnis über die Welt des Geistes und der Gefühle.
ZEIT: Verstehen wir Westler überhaupt etwas vom Buddhismus?
Dalai Lama: Ein Professor aus Portland berichtete mir kürzlich, dass nur ein Prozent der Europäer sich zum Buddhismus bekennen, aber 25 Prozent an die Wiedergeburt glauben. Ich weiß nicht, ob diese Zahlen stimmen, aber es scheint, dass selbst viele Nichtbuddhisten von einer Wiedergeburt ausgehen.
ZEIT: Ihre eigene Wiedergeburt planen Sie schon heute, aber offenbar nicht in Tibet.
Dalai Lama:(lacht) Wenn ich dieses Missverständnis beseitigen kann, hat sich unser Gespräch schon gelohnt. Es geht doch um zwei Dinge: um die Institution des Dalai Lama und um mich als Person. Die Institution muss nicht zwangsweise fortdauern. Wenn die Umstände so sind, dass der Dalai Lama keine Bedeutung mehr hat, wird er automatisch aufhören zu existieren. Dann gibt es keine Reinkarnation des Dalai Lama mehr. Aber das hat mit mir persönlich nichts zu tun. Mein individuelles Leben wird mit meinem nächsten Leben andauern. Und wenn die Lage bei meinem Tod so ist wie heute, dann werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach in einem freien Land wiedergeboren werden. Denn der Zweck der Wiedergeburt ist, dass wir eine in unserem vorherigen Leben unerfüllte Aufgabe erledigen. Also müsste meine Wiedergeburt an einem Ort stattfinden, an dem das leichterfällt. Dieser Ort aber wäre dann sicher ein freies Land und nicht Tibet.
ZEIT: Zum Beispiel Deutschland?
Dalai Lama: Wenn es mir um harte Arbeit ginge, dann würde ich Deutschland wählen. Aber sehr wahrscheinlich wird daraus nichts. Denn der heitere Typ in mir zieht Italien vor.
ZEIT: Haben Sie denn nicht schon genug Erfolg in diesem Leben gehabt, um sich noch ein weiteres zu wünschen?
Dalai Lama: Mein Körper, meine Sprache und mein Geist sind dem Wohlergehen anderer gewidmet. Selbst wenn ich müde bin: Dieser Zweck bleibt. In diesem Sinn lautet mein Lieblingsgebet: Solange das Weltall besteht, solange Lebendiges lebt, so lange möchte auch ich bestehen, um das Elend der Welt zu vertreiben.

Die Dalai Lamas

»Die Dalai Lamas werden von ihren Anhängern als fortgeschrittene Mahayana Bodhisattvas angesehen, mitfühlende Wesen, die sozusagen ihren eigenen Eintritt in das Nirvana zurückgestellt haben, um der leidenden Menschheit zu helfen. Sie sind demnach auf einem guten Wege zur Buddhaschaft, sie entwickeln Perfektion in ihrer Weisheit und ihrem Mitgefühl zum Wohle aller Wesen. Dies rechtertigt, in Form einer Doktrin, die soziopolitische Mitwirkung der Dalai Lamas, als Ausdruck des mitfühlenden Wunsches eines Bodhisattvas, anderen zu helfen.«

?Hier sollten wir zwei Dinge feststellen, die der Dalai Lama nicht ist: Erstens, er ist nicht in einem einfachen Sinne ein ?Gott-König?. Er mag eine Art König sein, aber er ist kein Gott für den Buddhismus. Zweitens, ist der Dalai Lama nicht das ?Oberhaupt des Tibetischen Buddhismus? als Ganzes. Es gibt zahlreiche Traditionen im Buddhismus. Manche haben ein Oberhaupt benannt, andere nicht. Auch innerhalb Tibets gibt es mehrere Traditionen. Das Oberhaupt der Geluk Tradition ist der Abt des Ganden Klosters, als Nachfolger von Tsong kha pa, dem Begründer der Geluk Tradition im vierzehnten/fünfzehnten Jahrhundert.«

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
Clarke, P. B., Encyclopedia of New Religious Movements
(New York: Routledge, 2006), S. 136.

Regierungsverantwortung
der Dalai Lamas

?Nur wenige der 14 Dalai Lamas regierten Tibet und wenn, dann meist nur für einige wenige Jahre.?

(Brauen 2005:6)

»In der Realität dürften insgesamt kaum mehr als fünfundvierzig Jahre der uneingeschränkten Regierungsgewalt der Dalai Lamas zusammenkommen. Die Dalai Lamas sechs und neun bis zwölf regierten gar nicht, die letzten vier, weil keiner von ihnen das regierungsfähige Alter erreichte. Der siebte Dalai Lama regierte uneingeschränkt nur drei Jahre und der achte überhaupt nur widerwillig und auch das phasenweise nicht allein. Lediglich der fünfte und der dreizehnte Dalai Lama können eine nennenswerte Regieruagsbeteiligung oder Alleinregierung vorweisen. Zwischen 1750 und 1950 gab es nur achtunddreißig Jahre, in denen kein Regent regierte!«

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 182,
Universität Hamburg

Der Fünfte Dalai Lama,
Ngawang Lobsang Gyatso

Der Fünfte Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatso

?Der fünfte Dalai Lama, der in der tibetischen Geschichte einfach ?Der Gro?e Fünfte? genannt wird, ist bekannt als der Führer, dem es 1642 gelang, Tibet nach einem grausamen Bürgerkrieg zu vereinigen. Die ?ra des fünften Dalai Lama (in etwa von seiner Einsetzung als Herrscher von Tibet bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, als seiner Regierung die Kontrolle über das Land zu entgleiten begann) gilt als pr?gender Zeitabschnitt bei der Herausbildung einer nationalen tibetischen Identit?t - eine Identit?t, die sich im Wesentlichen auf den Dalai Lama, den Potala-Palast der Dalai Lamas und die heiligen Tempel von Lhasa stützt. In dieser Zeit wandelte sich der Dalai Lama von einer Reinkarnation unter vielen, wie sie mit den verschiedenen buddhistischen Schulen assoziiert waren, zum wichtigsten Beschützer seines Landes. So bemerkte 1646 ein Schriftsteller, dass dank der guten Werke des fünften Dalai Lama ganz Tibet jetzt ?unter dem wohlwollenden Schutz eines wei?en Sonnenschirms zentriert? sei; und 1698 konstatierte ein anderer Schriftsteller, die Regierung des Dalai Lama diene dem Wohl Tibets ganz so wie ein Bodhisattva - der heilige Held des Mahayana Buddhismus - dem Wohl der gesamten Menschheit diene.?

Kurtis R. Schaeffer, »Der Fünfte Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso«, in
DIE DALAI LAMAS: Tibets Reinkarnation des Bodhisattva Avalokite?vara,
ARNOLDSCHE Art Publishers,
Martin Brauen (Hrsg.), 2005, S. 65

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft I

?Gem?? der meisten Quellen war der [5.] Dalai Lama nach den Ma?st?ben seiner Zeit ein recht toleranter und gütiger Herrscher.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 136)

?Rückblickend erscheint Lobsang Gyatso, der ?Gro?e Fünfte?, dem Betrachter als überragende, allerdings auch als widersprüchliche Gestalt.?

Karl-Heinz Golzio / Pietro Bandini,
»Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama«,
O.W. Barth Verlag, 1997, S. 118

»Einmal an der Macht, zeigte er den anderen Schulen gegenüber beträchtliche Großzügigkeit. […] Ngawang Lobsang Gyatso wird von den Tibetern der ›Große Fünfte‹ genannt, und ohne jeden Zweifel war er ein ungewöhnlich kluger, willensstarker und doch gleichzeitig großmütiger Herrscher.«

Per Kvaerne, »Aufstieg und Untergang einer klösterlichen Tradition«, in:
Berchert, Heinz; Gombrich, Richard (Hrsg.):
»Der Buddhismus. Geschichte und Gegenwart«,
München 2000, S. 320

Der Fünfte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft II

?Viele Tibeter gedenken insbesondere des V. Dalai Lama bis heute mit tiefer Ehrfurcht, die nicht allein religi?s, sondern mehr noch patriotisch begründet ist: Durch gro?es diplomatisches Geschick, allerdings auch durch nicht immer skrupul?sen Einsatz machtpolitischer und selbst milit?rischer Mittel gelang es Ngawang Lobzang Gyatso, dem ?Gro?en Fünften?, Tibet nach Jahrhunderten des Niedergangs wieder zu einen und in den Rang einer bedeutenden Regionalmacht zurückzuführen. Als erster Dalai Lama wurde er auch zum weltlichen Herrscher Tibets proklamiert. Unter seiner ?gide errang der Gelugpa-Orden endgültig die Vorherrschaft über die rivalisierenden lamaistischen Schulen, die teilweise durch blutigen Bürgerkrieg und inquisitorische Verfolgung unterworfen oder au?er Landes getrieben wurden.

Jedoch kehrte der Dalai Lama in seiner zweiten Lebenshälfte, nach Festigung seiner Macht und des tibetischen Staates, zu einer Politik der Mäßigung und Toleranz zurück, die seinem Charakter eher entsprach als die drastischen Maßnahmen, durch die er zur Herrschaft gelangte. Denn Ngawang Lobzang Gyatso war nicht nur ein Machtpolitiker und überragender Staatsmann, sondern ebenso ein spiritueller Meister mit ausgeprägter Neigung zu tantrischer Magie und lebhaftem Interesse auch an den Lehren anderer lamaistischer Orden. Zeitlebens empfing er, wie die meisten seiner Vorgänger, gebieterische Gesichte, die er gegen Ende seines Lebens in seinen ›Geheimen Visionen‹ niederlegte.«

(Golzio, Bandini 1997: 95)

Der Dreizehnte Dalai Lama,
Thubten Gyatso

Der Dreizehnte Dalai Lama, Thubten Gyatso

?Ein anderer, besonders wichtiger Dalai Lama war der Dreizehnte (1876-1933). Als starker Herrscher versuchte er, im Allgemeinen ohne Erfolg, Tibet zu modernisieren. ?Der gro?e Dreizehnte? nutzte den Vorteil des schwindenden Einflusses China im 1911 beginnenden Kollaps dessen Monarchie, um faktisch der vollst?ndigen nationalen Unabh?ngigkeit Tibets von China Geltung zu verschaffen. Ein Fakt, den die Tibeter von jeher als Tatsache erachtet haben.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

?Manche m?gen sich vielleicht fragen, wie die Herrschaft des Dalai Lama im Vergleich mit europ?ischen oder amerikanischen Regierungschefs einzusch?tzen ist. Doch ein solcher Vergleich w?re nicht gerecht, es sei denn, man geht mehrere hundert Jahre in der europ?ischen Geschichte zurück, als Europa sich in demselben Zustand feudaler Herrschaft befand, wie es in Tibet heutzutage der Fall ist. Ganz sicher w?ren die Tibeter nicht glücklich, wenn sie auf dieselbe Art regiert würden wie die Menschen in England; und man kann wahrscheinlich zu Recht behaupten, dass sie im Gro?en und Ganzen glücklicher sind als die V?lker Europas oder Amerikas unter ihren Regierungen. Mit der Zeit werden gro?e Ver?nderungen kommen; aber wenn sie nicht langsam vonstatten gehen und die Menschen nicht bereit sind, sich anzupassen, dann werden sie gro?e Unzufriedenheit verursachen. Unterdessen l?uft die allgemeine Verwaltung Tibets in geordneteren Bahnen als die Verwaltung Chinas; der tibetische Lebensstandard ist h?her als der chinesische oder indische; und der Status der Frauen ist in Tibet besser als in beiden genannten L?ndern.?

Sir Charles Bell, »Der Große Dreizehnte:
Das unbekannte Leben des XIII. Dalai Lama von Tibet«,
Bastei Lübbe, 2005, S. 546

Der Dreizehnte Dalai Lama:
Beurteilungen seiner Herrschaft

?War der Dalai Lama im Gro?en und Ganzen ein guter Herrscher? Dies k?nnen wir mit Sicherheit bejahen, auf der geistlichen ebenso wie auf der weltlichen Seite. Was erstere betrifft, so hatte er die komplizierte Struktur des tibetischen Buddhismus schon als kleiner Junge mit ungeheurem Eifer studiert und eine au?ergew?hnliche Gelehrsamkeit erreicht. Er verlangte eine strengere Befolgung der m?nchischen Regeln, veranlasste die M?nche, ihren Studien weiter nachzugehen, bek?mpfte die Gier, Faulheit und Korruption unter ihnen und verminderte ihren Einfluss auf die Politik. So weit wie m?glich kümmerte er sich um die zahllosen religi?sen Bauwerke. In summa ist ganz sicher festzuhalten, dass er die Spiritualit?t des tibetischen Buddhismus vergr??ert hat.

Auf der weltlichen Seite stärkte er Recht und Gesetz, trat in engere Verbindung mit dem Volk, führte humanere Grundsätze in Verwaltung und Justiz ein und, wie oben bereits gesagt, verringerte die klösterliche Vorherrschaft in weltlichen Angelegenheiten. In der Hoffnung, damit einer chinesischen Invasion vorbeugen zu können, baute er gegen den Widerstand der Klöster eine Armee auf; vor seiner Herrschaft gab es praktisch keine Armee. In Anbetracht der sehr angespannten tibetischen Staatsfinanzen, des intensiven Widerstands der Klöster und anderer Schwierigkeiten hätte er kaum weiter gehen können, als er es tat.

Im Verlauf seiner Regierung beendete der Dalai Lama die chinesische Vorherrschaft in dem großen Teil Tibets, den er beherrschte, indem er chinesische Soldaten und Beamte daraus verbannte. Dieser Teil Tibets wurde zu einem vollkommen unabhängigen Königreich und blieb dies auch während der letzten 20 Jahre seines Lebens.«

Sir Charles Bell in (Bell 2005: 546-47)

Der Vierzehnte Dalai Lama,
Tenzin Gyatso

Der Vierzehnte Dalai Lama, Tenzin Gyatso

?Der jetzige vierzehnte Dalai Lama (Tenzin Gyatso) wurde 1935 geboren. Die Chinesen besetzten Tibet in den frühen 1950er Jahren, der Dalai Lama verlie? Tibet 1959. Er lebt jetzt als Flüchtling in Dharamsala, Nordindien, wo er der Tibetischen Regierung im Exil vorsteht. Als gelehrte und charismatische Pers?nlichkeit, hat er aktiv die Unabh?ngigkeit seines Landes von China vertreten. Durch seine h?ufigen Reisen, Belehrungen und Bücher macht er den Buddhismus bekannt, engagiert sich für den Weltfrieden sowie für die Erforschung von Buddhismus und Wissenschaft. Als Anwalt einer ?universellen Verantwortung und eines guten Herzens?, erhielt er den Nobelpreis im Jahre 1989.?

Paul Williams, »Dalai Lama«, in
(Clarke, 2006, S. 137)

Moralische Legitimation
der Herrschaft Geistlicher

Für Sobisch ist die moralische Legitimation der Herrschaft Geistlicher ?außerordentlich zweifelhaft?. Er konstatiert:

?Es zeigte sich auch in Tibet, da? moralische Integrit?t nicht automatisch mit der Zugeh?rigkeit zu einer Gruppe von Menschen erlangt wird, sondern allein auf pers?nlichen Entscheidungen basiert. Vielleicht sind es ?hnliche überlegungen gewesen, die den derzeitigen, vierzehnten Dalai Lama dazu bewogen haben, mehrmals unmi?verst?ndlich zu erkl?ren, da? er bei einer Rückkehr in ein freies Tibet kein politische Amt mehr übernehmen werde. Dies ist, so meine ich, keine schlechte Nachricht. Denn dieser Dalai Lama hat bewiesen, da? man auch ohne ein international anerkanntes politisches Amt inne zu haben durch ein glaubhaft an ethischen Grunds?tzen ausgerichtetes beharrliches Wirken einen enormen Einfluss in der Welt ausüben kann.?

Jan-Ulrich Sobisch,
Lamakratie - Das Scheitern einer Regierungsform (PDF), S. 190,
Universität Hamburg